Langsam kam Ruhe in Mik. Die letzten Tage hatten ihn in ein Gefühlschaos geworfen, aus dem er dachte, dass er nicht wieder heraus kam. Erst der Angriff auf seine 'Familie', dann der lange Weg hier her. Mik war müde, hungrig, doch zumindest der Durst war nun gelöscht. „Oh darf ich wissen was du gefunden hast? Ich meine, ich will dir nichts weg nehmen, was du womöglich zuerst gesehen hast“ Wenn Mik ehrlich war, dann hatte er sich hier drinnen ja noch nicht einmal umgesehen gehabt. Stattdessen saß er in der dunklen Ecke und hatte geheult. Was mag sich nun Keisuke denken von ihm? War aber auch egal, er hatte je keine Ahnung, was los gewesen war und warum er es tat. Vielleicht würde er es ihm erzählen, aber dazu brauchte es etwas mehr Vertrauen und das hatte er zu Keisuke noch nicht aufgebaut.
Immer wieder hörte er nach draußen, versuchte heraus zu finden, ob sie noch immer belagert wurden von Untoten oder ob die Luft mittlerweile frei war und Mik weiter ziehen konnte. Doch wohin? Noch hatte er keine Idee, wohin er gehen könnte. Oder sollte er Keisuke einfach fragen, ob er mit ihm mit kommen konnte? Immerhin wäre er dann nicht mehr alleine und hätte auch ein Dach über dem Kopf. Immerhin stand der Winter vor der Türe und der konnte auch verdammt kalt werden. Aufmerksam hörte Mik Keisuke zu, als er ihm erzählte, dass sie weiter weg lebten. Ob es eine Option war? Das konnte Mik noch nicht sagen, aber hier bleiben war noch viel weniger eine „könntet ihr noch wen aufnehmen bei euch? Ich könnte mich auch nützlich machen“ Nichts war umsonst und vielleicht halfen ihm seine medizinischen Kenntnisse, die ihm sein Ziehvater beigebracht hatte weiter. Mik's Gesichtsausdruck wurde bedrückter, als ihn Keisuke danach fragte, ob er eine Bleibe gefunden hatte „ich wohne derzeit nirgendwo. Mein altes Zuhause gibt es nicht mehr“ Die Erinnerung daran trieb ihm wieder Tränen in die Augen, die er rasch mit der Hand weg wischte. Zum Glück konnte er so tun, als ob er beschäftigt war, denn der Sandwich, den ihn Keisuke spendiert hatte, war wirklich gut. Dass sie alles selber hergestellt hatten, das wusste er nicht. Rasch hatte er den Snack verzehrt, dann machten sie sich auf und durchsuchten den Laden. Immer wieder blieb Mik stehen, horchte, aber es schien alles ruhig zu bleiben. Ab und an war aus der Ferne etwas zu hören, doch das konnten keine Untoten sein, die waren zumeist lautlos unterwegs. Dass in der Zwischenzeit eine neue Art davon auf dem Weg war, ahnten weder er noch Keisuke, dem er immer ein klein wenig mehr vertraute.
Mik blieb vor einem Regal stehen, wo er Schokoriegel fand. Noch dazu die, die er am liebsten mochte. Das Ablaufdatum durfte er sich nicht betrachten, dann würde er sie sicher liegen lassen. Aber er griff danach und packte einen davon aus. Mit einem herzhaften Biss, landete ein Stück davon nun in seinem Mund. Etwas verzog er den Mund, denn man schmeckte, dass der Riegel schon mal bessere Zeiten erlebt hatte, aber er war noch halbwegs genießbar. Was nach der langen Zeit eher ein Wunder war, aber Mik an seine Vergangenheit erinnerte. An eine Zeit, wo alles noch normal war, aber für ihn auch nicht wesentlich besser war, als es jetzt.“Willst du auch einen?“ Er hielt Kei einen der Riegel hin, während er von seinem abbiss. Vielleicht entstand ja auch zwischen ihnen eine Freundschaft, denn so alleine wollte Mikael nicht bleiben auf Dauer. Und was noch wichtiger war, er musste irgendwo unterkommen.
@Keisuke Yamamoto