❝Remember your yesterdays, dream your tomorrows and live your todays.
1992-2009
Es war eine nun doch ziemlich stürmische Nacht des achtzehnten Augusts 1992, als ein braunhaariges Mädchen mit ihren großen Augen um zweiundzwanzig Uhr einunddreißig das erste Mal das Licht des Lebens erblickte. Maria Walker wurde als insgesamt drittes und auch letztes Kind von Gulia und Theodore Walker in Los Angeles geboren. Eine vorbildliche Hausgeburt ohne irgendwelche Komplikationen, so dass – trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit – noch am ersten Tag ihres jungen Lebens ihre beiden älteren Brüder einen ersten Blick auf sie werfen konnten.
Fortan folgte eine absolute Bilderbuchkindheit, von denen die meisten wohl noch nicht einmal im Schlaf träumen konnten. Maria bekam schon als kleines Mädchen sämtliche Aufmerksamkeit, wuchs förmlich zu der kleinen Prinzessin im Haus heran, die es immer gut haben sollte – und ihr mangelte es wirklich an nichts. Aber es war auch etwas, wo sie schnell lernte, es für sich auszunutzen. Denn wer konnte einem kleinen süßen Mädchen mit den rehbraunen Augen und dem Schmollmund schon einen Wunsch verwehren? Sie war förmlich der kleine Sonnenschein in der Familie. Man sollte meinen, sie war das, was den Walkers immer gefehlt hatte. Sie war diejenige, die den Kreis geschlossen und die Familie auf ihre spezielle Art und Weise perfektioniert hatte.
Von Anfang an ist Maria dabei eher ein Mama-Kind gewesen. Gulia kümmerte sich hervorragend um das kleine Mädchen, was fast wie ein Ebenbild von ihren jungen Jahren war, während ihr Vater sich vor allem um den ältesten Sohn kümmerte. Lorenzo sollte irgendwann seine Rolle übernehmen und Theodore wollte, dass er bestmöglich darauf vorbereitet war. Einzig Vito als mittleres Kind schien irgendwie fast schon überflüssig in dieser Konstellation zu sein – etwas, was der jungen Walker erst deutlich später bewusst wurde. Zu ihrem Bedauern.
Schon früh wurde sie währenddessen, wie ihre älteren Brüder, in das Familiengeschäft eingeweiht… den kriminellen Geschäften, die ihr Vater nachging, und auch so über die möglichen Gefahren… nennen wir es einmal unterrichtet. Immerhin war es nicht gerade ungefährlich, zu sämtlichen kriminellen Gruppen eine Verbindung zu haben. Trotz der tief im Inneren sitzenden Furcht, sich so irgendwann von ihrem Dad das letzte Mal verabschiedet zu haben, schwang bei der jungen Braunhaarigen schon immer eine gewisse Faszination mit. Allerdings wurde sie als Mädchen größtenteils genau daraus gehalten, damit dem kleinsten Walker-Mitglied nichts passierte. Etwas, was öfters ein Unbehagen in ihr ausgelöst hatte. Schließlich wollte sie sich in die Familie mit einbringen und ein Teil von ihnen sein. Aber mit dieser Meinung war sie wohl die einzige in dem Clan.
So verbrachte Maria ihre Kindheit, hatte viele Freunde, war beliebt und stach, egal wo, förmlich aus der Masse heraus… und das nicht nur durch die Bodyguards, die ständige Begleiter des jungen Mädchens waren. Beinahe jeder wollte irgendwie mit ihr befreundet sein, aber sie bei weitem nicht mit jedem. Schnell war ihre eigene Clique aufgebaut… und Maria verlor nie auch nur ein einziges Wort über die insgeheimen Machenschaften und Verbindungen, die die Walkers pflegten.
Sie liebte ihre Familie wirklich über alles. Ebenso wie ihre älteren Brüder und das, obwohl sie so unterschiedlich waren. Die Geschwister bildeten ein gutes Trio, was, wenn es hart auf hart kam, immer zusammenhielt. Natürlich kam es des Öfteren auch mal zu Streit zwischen den Dreien, aber war das nicht normal? Es wäre ja langweilig, wenn alles immer… normal ablief. Allerdings war es nie etwas dramatisches gewesen, was ihre Beziehung wirklich gefährdet hätte. Dennoch war die Braunhaarige wohl eher kein Unschuldslamm und wusste, wie sie den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. So schaffte sie es auch hin und wieder die Schuld auf ihre Brüder abzuwälzen. Maria war eben noch nie ein Kind gewesen, was nur zu allem Ja und Amen sagte. Sie war schon früh gerissen und wusste genauestens, wie sie sich in welcher Situation zu verhalten hatte, und war dabei nie auf den Mund gefallen. Selbstverständlich ohne den Namen der Familie je besonders in den Dreck zu ziehen… So perfektionierte sie es wirklich schon in den jungen Jahren zwei Seiten aufzubauen und ließ sich nie etwas größeres zu Schaden kommen.
Bereits früh lernte der Sprössling sowohl Klavier und Flügel als auch Geige zu spielen und bekam später dazu noch Gesangsunterricht. Gewiss ohne die Schule zu vernachlässigen, versteht sich… Sie war sportlich, gut in Leichtathletik und liebte insbesondere die Mode. Sie war ehrgeizig, wollte, dass alle Stolz auf sie waren und gewissermaßen auch unter den Geschwistern hervorstechen, wenn sie schon das einzige Mädchen war. Eventuell war dies auch ihr eigener kleiner Konkurrenzkampf, den sie insgeheim mit Lorenzo und Vito führte. Sie wollte einfach als ebenbürtig angesehen werden und nicht einfach nur in ihr Zimmer gesperrt werden, da sie als Mädchen nicht für das Familiengeschäft geeignet war.
Mit wachsendem Alter wurde sie schließlich von Enzo in der Verteidigung trainiert, lernte so den Umgang mit einer Pistole – und das ganze gegen den Willen ihres Vaters. Seine Prinzessin sollte nie mit sowas wie Gewalt in Berührung kommen. Sie sollte nie Gebrauch einer solchen Waffe machen… Immerhin in einer Familie, die Verwandtschaft mit der italienischen Mafia pflegte, schon kein einfaches Ziel, welches das Familienoberhaupt sich da gesetzt hatte.
Die Verbindung zu Vito ging hingegen doch eher etwas… ruhiger einher. Die Beiden fand man in keiner Trainingshalle, an keinem Schießstand oder ähnlichem wieder… eher im hauseigenen Swimmingpool oder am Strand. Nun doch, so eine Prinzessin zu sein war manchmal ziemlich anstrengend und man brauchte eben eine gute Alternative, um einen Ausgleich zu schaffen…
Als ihre Brüder sechzehn, beziehungsweise fünfzehn Jahre alt waren, kam es schließlich zu dem ersten größeren Vorfall mit den Walker-Kindern in der Familie. Einer, der am Ende des Tags einen Toten mit sich brachte. Maria wusste gar nicht, was genau passiert war. Eigentlich hätte sie Zuhause ein neues Gesangsstück üben sollen, war dann aber ihrer Lehrerin davon gelaufen und hatte sich heraus geschlichen. Gerade in dem Moment hatte sie sich abseits in ein Gebüsch gehockt, wo Enzo dem fremden Jungen eine Pistole an die Stirn drückte… und schoss, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Die Braunhaarige war zusammengezuckt und hatte sich aus Reflex abgewandt. Es war das erste Mal gewesen, dass sie so etwas mit angesehen hatte und irgendwie war es anders als in ihren gemeinsamen Trainingsstunden…
Seitdem hegte die junge Walker ein kleines Geheimnis. Vermutlich auch aus Angst vor der Reaktion ihres Vaters darauf, sprach sie ihren ältesten Bruder erst deutlich später auf diesen Vorfall an. Sie alle lebten wir zuvor, als ob nichts passiert war. Es wurde einfach unter den Teppich gekehrt, was Maria darauf schließen ließ, dass es nicht der erste Tote war.
Währenddessen gab die Familie nach außen hin alles, um gut da zu stehen: Events, Spendengala... alles stand schon gefühlt auf ihrer Tagesordnung. Hauptsache eine weiße Weste bewahren und die Braunhaarige musste zugeben, sie liebte diese Aufmerksamkeit und war auch exzellent dadrinnen, die Familie gut zu repräsentieren. Das Thema von damals? Es wurde nie wieder angesprochen. Aber warum sollte es auch?
Allerdings verstand sie es nicht, dass ihre Brüder irgendwann hinter Gitter wandern sollten. Weil ausgerechnet ihr Vater das so wollte... irgendwie um "natürlicher" zu wirken auf die Öffentlichkeit. Dabei hatte das perfekte Leben doch immer so gut geklappt... zumindest nach außen... Sie wollte es hinterfragen, aber durfte und konnte es auch nicht. So war sie gerade mitten im Highschool Abschluss, als ihre Brüder so in die Schlagzeilen kamen und schlussendlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden. Nichts besonders, nur – vergleichsweise – kleinere Sachen. Natürlich hatte auch dieser Plan ihres Vaters perfekt geklappt... wie immer. Es fiel Maria dann dennoch wirklich schwer, sich von den beiden zu verabschieden. Auch wenn sie sie in 3 Monaten wiedersehen sollte und eigentlich mal froh über die Ruhe zuhause sein konnte.
❝When the world shattered and nothing was the same...
2009
Eines Morgens wurde die junge Walker zuhause aus dem Schlaf gerissen. Ihre Mutter hatte sich neben ihr gekniet und mitgeteilt, dass sie sofort weg müssten. Es war noch zu früh gewesen, um es zu verstehen. Vermutlich hatte sie damit gerechnet, dass irgendwelche Feinde hinter ihnen her waren und einer dieser Tage gekommen war. Dass allerdings Totgeglaubte wieder auferstanden und durch die Gegend irrten, durstig nach allem noch Lebendigem, damit hatte sie wohl noch nicht einmal im Schlaf gerechnet. Kaum Zeit war ihnen geblieben, irgendwelche Sachen zu packen. Mit dem Nötigsten in der Hand hatte Maria die Haustür schlussendlich hinter sich zu gezogen und hatte nie daran gedacht, ihr geliebtes Heim das letzte Mal gesehen zu haben. Zusammen mit ein paar Angestellten wollten sie aus der Stadt fliehen… irgendein Ort, der sicher sein sollte. Ihr Dad hatte alles organisiert und sie nichts mehr nachgefragt. Fortan sollte ihr ganzes Leben nur noch in lächerlichen vier Autos passen… Aber darum drehten sich die Gedanken der jüngsten Walker nicht. Viel mehr waren diese bei ihren Brüdern, die schließlich immer noch ihre Gefängnisstrafe absaßen. Zeitgleich mit ihnen fuhren weitere Bodyguards vom Hof, die Enzo und Vito befreien sollten. Dass diese ihr Ziel allerdings nie erreichen würden, das wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Ebenso, dass sie selbst nie an diesem vermeintlich sicheren Ort verweilen werden.
Noch auf dem Weg raus aus der Stadt wurden die Autos beschossen. Die folgenden Minuten hat die Braunhaarige mittlerweile aus ihrem Gedächtnis verbannt. Sie erinnerte sich nur noch an das ganze Blut, welches ihre Kleidung befleckte. Ausgerechnet Gulia hatte sich schützend vor ihre Tochter geworfen und wurde so tödlich in die Brust getroffen. Maria hatte noch nicht einmal eine Sekunde zum trauern gehabt… oder zum verarbeiten, da zog ihr Vater sie von der sterbenden Mutter weg. Schweren Herzens ließen sie sie an dieser Stelle zurück, um sich selbst zu retten… auf dem leicht staubigen Asphaltboden in der Nähe einer alten Eiche. Es war ein letzter Blick gewesen, den Maria nach hinten geworfen hatte. Das letzte Mal, dass sie das Parfüm ihrer Mom gerochen hatte…
Es waren sehr kräftezehrende Tage gewesen, als die verbleibenden Mitglieder der Walker schlussendlich an ihrem Ziel ankamen… und feststellen mussten, dass dieses ebenso überfallen wurde. Die Welt, sie war zu etwas geworden, was keiner von ihnen kannte. Statt zu verweilen, blieben sie immer in Bewegung, waren pausenlos unterwegs. Als neues Ziel wurden Mitglieder der italienischen Mafia ausgemacht. Es war der Moment, wo der Braunhaarigen das erste Mal klar wurde, dass sie ihre Brüder vermutlich nie wieder sehen würde. Einzig ihr Dad war ihr noch geblieben…
❝True love is hard to find, easy to lose and difficult to forget.
2010
Lange sollte dies allerdings nicht anhalten. Im Juni 2010 wurde ihre Gruppe in einen schweren Autounfall verwickelt. Maria wachte allein in einem Zimmer auf… und konnte sich an rein gar nichts mehr der letzten beiden Tage erinnern. Wie sich schließlich herausstellte, hatte sie allerdings Glück im Unglück gehabt. Ein Mitglied der Navy Seals hatte sie aus dem Autowrack geborgen, welches völlig zerstört am Fuß des Abhangs lag, und ihre Verletzungen versorgt. Eine Kopfplatzwunde, Gehirnerschütterung und so einige Schrammen und Blutergüsse waren das Resultat gewesen, während von den anderen allerdings jede Spur fehlte. Ihr Retter hatte noch erzählt, dass bei seiner Ankunft bereits zwei Männer tot gewesen waren. Eigentlich fast schon eine Sensation, dass die junge Walker nicht noch selbst zu Beißerfutter wurde… Ihren Vater? Hatte sie seitdem nie wieder gesehen. Lebte er noch? Keine Ahnung. Als sie wenig später zusammen zum Ort des Geschehens zurück kamen, fanden sie nur noch abgebrannte Überreste vor. Und so war die einst noch so perfekte Familie in tausend Scherben gesprungen.
Maria verbrachte einige Zeit mit ihrer neuen Begleitung. Sie verstanden sich auf Anhieb gut, so dass sie schließlich einwilligte, ihm zu folgen, als dieser zurück zu seiner Einheit wollte. So lebte sie fortan in einer kleineren Gruppe, bestehend aus überwiegend Männern und einer weiteren Frau. Es war die erste fremde Nomadengruppe, die sie seit dem Ausbruch kennengelernt hatte.
Über die Zeit musste sie feststellen, dass sie ihren damaligen Retter wirklich… mochte und drauf und dran war, sich in den Soldaten mit den blauen Augen zu verlieben. Es sollte ihr erster fester Freund werden… und sie konnte ihn noch nicht einmal der Familie vorstellen… oder eher gesagt sie konnten ihm noch nicht einmal den Kopf abhacken, imaginär versteht sich, wenn er irgendeine Frage nicht hundertprozentig nach ihren Vorstellungen beantwortete. Sicher hätte er sich gerade ihrem Dad und Enzo strengen Blicken unterziehen müssen. Es war etwas, was die junge Walker irgendwie traurig stimmte. Sie dachte sehr oft an sie alle und an ihr altes Leben… Sie würde einfach alles dafür geben, sie noch einmal wieder zu sehen. Aber die Familie hatte ihr gelernt, keine Schwäche zu zeigen, weswegen sie diesen Wunsch nie äußerte. Noch nicht einmal ihrem Freund gegenüber.
So vergingen die Wochen und Monate, in denen Maria von den Soldaten alles lernte, um sich in dieser neuen Welt zurecht zu finden. Unweigerlich erinnerte sie diese Trainingsstunden oft an die, die sie bei ihrem ältesten Bruder gehabt hatte. Es war so einiges, was sie an das alte Leben erinnerte.
❝Society exists only as a mental concept; in the real world there are only individuals.
or in short: you are on your own...
2012
(tw: sexual abuse & pregnancy)
Was die Italienerin zunächst aber nicht gemerkt hatte? Wie sich der beste Freund ihres Retters ebenso in die Dunkelhaarige verliebt hatte – und diese, zu seinem Ärgernis, diese Gefühle nicht erwiderte. Sie weiß es noch wie heute. Es war der 05.04.2012 als er ihr hinterrücks im Camp auflauerte und sie vergewaltigte, während die anderen auf Plünderungstouren unterwegs waren. Und ausgerechnet von dieser Aktion wurde die junge Frau schlussendlich auch noch schwanger, wie sie einige Wochen später feststellen musste. Maria schämte sich so sehr, dass sie in der folgenden Zeit nur schwer schaffte, den anderen unter die Augen zu treten. Sie erzählte es niemanden und hatte regelmäßig Angst, dass sie mit ihm noch einmal allein sein könnte. Schlussendlich versuchte sie mit allen Mitteln, das heranwachsende Etwas in ihr los zu werden, nahm vor Verzweiflung irgendeine wilde Mischung aus Medikamenten und Kräutern, welche sie bei ihren letzten Touren gefunden hatte. Zwar kam sie so am Ende zu ihrem Ziel, schadete aber auch sich selber und wurde schlussendlich bewusstlos von der einzigen weiteren Frau, die mittlerweile auch eine gute Freundin geworden war, gefunden. Das war der Zeitpunkt, ab dem sie die Geschehnisse nicht mehr verheimlichen konnte und jeder im Camp es wusste. Noch bevor es zu einem Kampf zwischen ihrem Freund und ihrem Peiniger kam, war die junge Walker geflohen. Aus Angst, aus Scham – so einige Gefühle hatten sie dazu verleitet.
Es folgte eine lange Zeit, in der sie allein durch die Gegend streifte. Auf der Suche nach ihrer Familie, nach Mitarbeitern, nach irgendwelchen bekannten Gesichtern – sie wusste es selbst noch nicht einmal richtig. Immer mal wieder traf sie auf einzelne andere Menschen oder auch kleinen Gruppen und schloss sich ihnen immer mal wieder an. Allerdings verweilte sie nie besonders lange an einem Ort. Durch den Vorfall damals war sie lange distanzierter, zurückgezogener und vorsichtiger, was Gefühle jeder Art anging, vielleicht auch etwas… kälter, aber ein kleiner Teil vermisste immer ihren Freund und fragte sich oft, ob das nicht ein Riesenfehler war, den sie da begangen hatte. Immerhin hatte sie so eine weitere geliebte Person in ihrem Leben verloren. Aber es war nicht nur das, nachts folgten auch regelmäßig Albträume, die sie eine verdammt lange Zeit begleiteten und so den Schlaf raubten. Gesucht hatte sie am Ende jedoch niemanden mehr aus ihrer alten Gruppe. Maria wollte sie nicht sehen. Was wäre, wenn ihre Familie davon erfahren würde…
❝Don’t find fault. Find a remedy.
2017
Mitte 2017 schloss sich die Braunhaarige nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder einer neuen Nomadengruppe an. Mit so ziemlich gemischten Gefühlen, aber ohne diesmal enttäuscht zu werden. Tatsächlich lernte sie so Anna kennen und die beiden freundeten sich an. Eine Freundschaft, die nicht auf Ewigkeit gehen würde – das dachte zumindest die junge Walker, als sie Anfang 2018 wieder voneinander getrennt wurden. Und dabei hatte sie sich gerade irgendwie angefangen wohlzufühlen in der Gruppe…
Ihre alleinige Nomadenzeit dauerte schließlich bis zum Herbst 2019 an. Eigentlich war es ein reiner Zufall, dass sie eine Kolonie betrat, um mit den dortigen Bewohnern zu handeln, und ausgerechnet da ihrer alten Freundin in die Arme lief. Anna war eben einfach nicht zu übersehen… natürlich nicht negativ gemeint. Schlussendlich war dies tatsächlich der ausschlaggebende Grund, dass auch Maria sich der Cottage-Kolonie anschloss und so in ein neues Zuhause zog. Besonders lange dauerte es nicht, dass sich die Italienerin in der neuen Umgebung einlebte und fand so relativ zügig ihren Platz in der Spähertruppe und bei den Plünderern wieder.
❝Before Alice went to Wonderland, she had to fall.
2023
Es folgten so einige Höhen und Tiefen, die im Mai 2023 einen neuen negativen Hochpunkt erreichten. Eines Tages kehrte eine ganze Gruppe von ihnen nicht mehr zurück, inklusive Anna. Selbstverständlich beteiligte sich die junge Walker ebenso mit an der Suche nach ihrer guten Freundin. Ohne es zu wissen, geriet sie dabei zu nahe an das Gebiet einer bis dato fremden Organisation an, den Wickeds. Es waren drei Mitglieder des Hauses Zorn, die ihr aufspürten… und sie entführten. Sie wusste gar nicht, wie lange es war, aber schlussendlich war sie in einer Zelle aufgewacht und zu irgendwelchen Farmen gebracht worden, um dort Arbeiten zu erledigen. Allerdings hatte sich zumindest in der Hinsicht zu damals nichts geändert und so randalierte Maria eher, als den Aufgaben, die ihr aufgetragen wurden, nachzugehen. Das brachte ihr zwar so einige Strafen ein, aber sie wollte nicht mehr in diese hilflose Lage zurück, in der sie sich vor Jahren befunden hatte. Das Thema war abgehakt und sollte nicht noch einmal wieder aufkommen.
Jedoch hatte sie nicht die Rechnung mit dem insgeheimen Anführer der Wickeds gemacht. Natürlich war es diesem nicht unbemerkt geblieben, dass sich eine Sklavin so vehement widersetzte. Und so wollte dieser eigentlich dem Fürsten des Hauses eine Lehrstunde geben, wie er sich mit solchen… Leuten auseinandersetzen musste. Eigentlich. Der Dunkelhaarige hatte Hand gegenüber der jungen Walker erhoben und wurde schlussendlich von dem Fürsten unterbrochen. Erst dann war es Maria klar geworden, was da gerade vor sich ging… und vor allem, wer da vor ihr stand. Sie blickte direkt in das Gesicht ihres ältesten Bruders. Der Dunkelhaarige… es war einfach Lorenzo… und der Fürst der Faulheit kein geringerer als Vito. Es fühlte sich wie ein schräger Albtraum an, mehr nicht… So ein Wiedersehen hatte sie sich definitiv nie vorgestellt. Aber es war nicht nur das… es sollte eine schwere Zeit für die Braunhaarige folgen, wo sie wortwörtlich zwischen den Stühlen saß und sich entscheiden musste, zu welcher Seite sie fortan stand…
Bis Ende Juni 2023 dauerte es schließlich, bis sie wieder vor den Türen ihres Zuhauses stand. Zwar konnte sie mit großer Freude feststellen, dass Anna wieder da war, aber irgendwie war es auch ein anderes Gefühl seit dem sie ihre Brüder wieder hatte…