❞it isn‘t a bad dream. it‘s the fuckin‘ hell on earth❞
Athene, wie die griechische Göttin der Weisheit, des Kampfes und der Strategie, wurde in die Familie Dunne geboren, die eine strenge Erziehung befürwortete. Während ihre Mutter als Chefärztin der Chirurgie fungierte, verdiente sich ihr Vater seine Brötchen als General in der Army. Sie versuchten aus ihren Kindern immer das Bestmögliche herauszukitzeln. Während der älteste Sprössling der Dunne-Geschwister dem Beispiel seines Vaters folgte und ebenfalls in die Army ging, entschied sich seine kleine Schwester Athene dafür, ein Medizinstudium anzustreben. Tag und Nacht hing ihre Nase in den unterschiedlichsten dicken Wälzern, um sich mehr Wissen an zueignen, was das weibliche Oberhaupt der Familie nicht nur glücklich, sondern auch froh und zugleich stolz machte. Da ihr Vater – gelinde gesagt – ein kleiner Verschwörungstheroretiker war, der felsenfest davon überzeugt war, früher oder später, würde der nächste Krieg ausbrechen, unterzog er all seinen Kindern ein Training. Sie lernten, auch im jungen Alter, mit einer Waffe umzugehen und sich zu verteidigen. Auch Kräuterkunde stand ganz oben auf der Agenda. Natürlich durfte auch ein Überlebenstraining nicht fehlen, weswegen die Familie jedes Jahr für zwei Wochen in die Wälder oder Berge reiste. Was Athene zum damaligen Zeitpunkt als ziemlich unpassend, überflüssig und schlichtweg nervend empfand, würde sich Jahre später als nützlich und hilfreich erweisen. Genau von so einem Trip kamen die Dunnes zurück als der Virus im Jahre 2008 ausbrach. Da ihr Vater immer für eine Überraschung gut war, nahm Athene es auch nicht ernst, als irgendwelche Gestalten in die heimischen vier Wände einfielen. Erst als sie nicht locker ließen und keinerlei Regung in ihren Gesichtern und leeren Blicken erschien, verstand sie, dass dies keine tolle Übung ihres Vaters war. Ihr kleiner Bruder, der zum damaligen Zeitpunkt gerade einmal sechs Jahre alt war, ihre Mutter und sie selbst rannten zum Wagen, während sich die Männer um die Gestalten kümmerten. Es waren vielleicht nur fünf Minuten, in denen sie auf sich allein gestellt waren, doch glichen diese einer verdammten, nicht enden wollenden Ewigkeit. Umso erfreuter waren sie dann auch, als die Familie wieder vollzählig war, sodass sie – gemeinsam mit ihren Nachbarn – aufbrechen konnten. Für Elijah Dunne gab es nur ein Ziel und dieses hieß Militärstützpunkt. So schnell sie konnten – ohne natürlich die Hauptstraßen zu nutzen, welche viel zu überfüllt waren – bahnten sie sich ihren Weg zu diesem. Mehrere Männer, die dem Land dienten und dessen Familien fanden Unterschlupf an diesem Ort. Sie lebten nicht nebeneinander, sondern in einer Art Gemeinschaft, in der jeder seine Aufgaben hatte. Das Ganze lief auch nachdem der erste Schrecken überwunden war, verhältnismäßig gut, denn ging man davon aus, dass das Problem schnell wieder gelöst sein würde. Es gab doch immerhin für alles einen Ausweg, oder nicht? Diese Gestalten, wie Athene sie immer nannte, irrten um den abgezäunten Bereich herum, in dem die Familien lebten. Sollten diese doch zur Abschreckung anderer dienen. Eines Tages stand eine Gruppe, vor den Toren des Stützpunktes und bat um Einlass, welcher ihnen allerdings verwehrt wurde. Die Regeln besagten, dass nur Menschen, die dem Land einst dienten oder es noch immer tun und deren Angehörigen einen Platz in ihren Reihen erhalten. Die Gruppe protestierte und versuchte, an das Gewissen der Menschen zu appellieren, denn befand sich unter ihnen auch eine Hochschwangere. Doch die einzige Antwort, die es gab, war: „Das Kind wird sowieso nicht überleben. Sucht euch was anderes.“ Athene, die in die Augen der erschöpften Menschen blickte, konnte die Entscheidung nicht nachvollziehen, doch wagte sie es nicht, ihre Stimme zu erheben und somit gegen die auferlegten Regeln und Gesetze zu verstoßen, oder diese in Frage zu stellen. Diese Entscheidung über Leben und Tod, die sie trafen, trug folgenschwere Konsequenzen mit sich. In einer augenscheinlich friedlich Nacht nahmen sie Rache und öffneten die Zäune, sodass unzählige Gestalten in das Camp einfielen und sich über die Menschen her machten. Von dem einigermaßen friedlichen und sicheren Ort war nicht mehr viel übrig, weswegen alle, die überlebten, in die nahe liegenden Wälder flüchteten. So, auch Athene, die dort auf XXX, den besten Freund ihres großes Bruders und weitere Menschen traf. Tagelang waren sie unterwegs, voller Hoffnung, ihre Familienangehörigen zu treffen, doch kam es dazu nicht. Also blieb ihnen nichts anderes übrig und sie schlugen sich alle von nun an als Gruppe durch.
❞you can‘t save someone, who‘s already dead❞
Die Jahre zogen ins Land und mit ihnen auch die Veränderung der Menschen. Selbst Athene hatte keine Scheu mehr, eine Waffe zu verwenden und die Gestalten, die sie mittlerweile als Beißer betitelte, zu töten. Wusste sie doch, dass es keine andere Möglichkeit gab, um zu überleben. Eigentlich. Während ein paar Menschen, XXX und sie auf der Suche nach Konserven waren, weswegen sie einen riesigen Supermarkt aufsuchten, trafen sie auf eine Beißerhorde. Etwas, was nicht unüblich war. Doch, als sie genauer hinsah und unter ihnen ihren Vater und ihre Mutter erkannte, spürte sie, wie sich ein Schalter bei ihr umlegte. Es schien, als würde Athene ihre Gefühle und Emotionen vollkommen ablegen, sodass nur noch ihr rationales Denken blieb. Von dem lieben, netten Mädchen war nicht mehr viel übrig.
Nach weiteren Jahren, in denen sich ihre Gruppe gesplittet hatte, da sich die eine Hälfte, zu der sich auch XX und Athene zählten, sich entschied, weiter zu ziehen, da alle Vorräte im Umkreis aufgebraucht waren, trafen sie auf ein Camp. Diese Menschen waren jedoch keine Fremden für sie, sondern alte Bekannte. Es handelte sich um die Menschen, die damals um Einlass baten beim Militärstützpunkt und somit auch dafür sorgten, dass die Beißerhorde bei ihnen einfiel. In einer Nacht und Nebelaktion entschieden sie sich dazu, Rache an ihnen zu nehmen, weswegen sie das Camp nieder brannten. Als wäre das nicht schlimm genug, so zogen die lauten Geräusche auch noch die umher wandernden Beißer an, welche über die Menschen herfielen. Es glich einem verdammten Gemetzel und Blutbad, was sich vor den Augen von Athene abspielte. Das erste Mal nach so langer Zeit verspürte sie so etwas wie Genugtuung. Jedoch nur etwa für zwei Minuten. Zwischen dem Geschrei, dem Gestöhne der Beißer und dem lodernden Feuer drang ein Schluchzen und Schniefen in ihre Ohren, welches immer lauter wurde. Als sie erspähte, wer vor ihr stand, gefror das Blut in ihren Adern. Schwirrte doch sofort der Satz in ihrem Kopf von damals umher: „Das Kind wird eh sterben.“ Es traf sie, wie einen Schlag, weswegen sie gar nicht anders konnte, als den kleinen Junger, der dabei zusehen musste, wie seine Mutter aufgefressen wurde, nun mit zu nehmen, auch wenn XX nicht gerade begeistert davon war, doch plagte sie das schlechte Gewissen. Erkannte Athene sich doch selbst nicht mehr und was aus ihr geworden war. Auch, wenn es ihre eigene Entscheidung war, diesen Weg zu gehen, schob sie es auf XX, denn wies jener schon immer ein teilweise sehr skrupelloses Verhalten auf, welches sich auf sie übertrug.
❞I‘ll be good – I swear.❞
Von diesem Tag an, versuchte Athene die dunkle Seite, die definitiv in jedem Menschen schlummerte, welche bei ihr in den letzten Jahren viel zu präsent war, zu verdrängen. Vollkommen egal, wen sie traf – sie verschwieg immer, dass sie mehrere Menschen lediglich aufgrund von einem Rachezug auf dem Gewissen hatte. Sie wollte mit diesem Teil ihres Leben einfach nur abschließen, weswegen sie nicht weiter mit XXX durch die Welt zog, sondern lediglich mit dem kleinen Jungen. Vollkommen egal, was ihr zustieß – ob sie gefoltert, gequält, beraubt oder beschimpft wurde, die dunkle Seite drang nicht wieder an die Oberfläche. Stattdessen sah sie alles Negative, was sie erlebte, eher als Karma an, welches sie nun auf diesem Weg für ihren Mord bestrafte.
Doch, was geschieht, wenn XX und sie wieder auf einander treffen? Schafft sie es, weiterhin die dunkle Seite in Schach zu halten? Bringt er sie dazu, in alte Verhaltensmuster zu fallen? Oder versucht auch er, endlich ein guter Mensch zu sein?